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Kapitel 1

Verfasst: Fr 20. Nov 2009, 19:30
von Liam Taggert
Kapitel 1:

Raumstation Jarok`Nor:

Ein leises jaulendes Geräusch ließ den leitenden, diensthabenden, cardassianischen Offizier zusammenzucken.

Ja mein Gul?

Knarrend kam die Antwort:

Wenn mein Sohn auf der Station ankommt, schicken Sie ihn umgehend zu mir!

Sir! Das Schiff Ihres Sohnes hat vor wenigen Minuten am oberen Pylon 2 festgemacht!

Schicken Sie ihn einfach zu mir!

Zu Befehl!


Verstohlen ging der Blick des Offiziers zur automatischen Tür am oberen Ende der Treppe, welche das Büro von Gul Farak von der Ops trennte. Dahinter sah er den kommandierenden Offizier des 7. cardassianischen Ordens auf und ab schreiten. Das dieser dabei wiederholt die rechte Faust in die linke Handfläche schlug, war ein untrügliches Zeichen dafür, dass er denkbar schlechte Laune hatte. In diesem Zustand war es für das eigene Wohl von Leib und Leben besser, die Wünsche des Gul`s schnellstmöglich und zur unbedingten Zufriedenheit zu erfüllen.
Rasch flog der Blick des Diensthabenden über die Köpfe und Rücken der anderen Offiziere in der Ops. Alle schienen schwer beschäftigt zu sein, und doch wusste er, dass es nur ein Zeichen von Unterwürfigkeit war. Gul Farak war dafür bekannt, dass er kleinste Nachlässigkeiten oder Vergehen mit drakonischen Strafen belegte. Niemand in seinem Stab hier auf der Station oder von der Mannschaft seines Kommandoschiffes wollte es sich mit ihm verscherzen. Diese Einstellung führte im Laufe der Jahre zu einen natürlichen Auslese. Alle, die den Ansprüchen des Gul nicht genügten, waren entweder tot oder in andere Orden versetzt. Der 7. Orden war auf diese Weise zu einer der besten militärischen Einheiten der neuen cardassianischen Union geworden. Unbedingter Gehorsam und absolute Loyalität der jeweils herrschenden Instanz gegenüber, zeichnete die Truppen, Offiziere und letztlich den Gul aus. Dies machte den 7. cardassianischen Orden zur schlagkräftigsten innen- und außenpolitischen Waffe, über die die Union verfügte.

In diesem Augenblick rastete das Bodensegment des Aufzuges hörbar ein. Ein Blick des Diensthabenden auf den untersetzten breitschultrigen Leutnant genügte, um in dem Ankömmling den Sohn von Gul Farak zu erkennen!

Leutnant! Begeben Sie sich sofort zu Ihrem Vater! Er erwartet Sie!

Danke Commander!


Mit sicheren Schritten eilte der Leutnant die Stufen der Treppe hinauf. Das Schott glitt auseinander und gab den Weg in das Allerheiligste der Station frei. Ohne zu zögern trat der Leutnant hindurch und vernahm hinter sich das zischende Geräusch der sich automatisch schließenden Tür.

Leutnant Farak meldet sich wie befohlen!

Setz Dich!

Unverkennbar sprachen hier Vater und Sohn miteinander! Beide haben die gleiche Statur, die gleichen Halswülste und die gleiche Stirnplatte. Auch der militärisch kurze und nach hinten gekämmte Haarschnitt schien vom selben Friseur gearbeitet zu sein. Die etwas helleren Augenwülste des Leutnants waren wohl eine „Beigabe“ seiner Mutter!

Ohne Widerspruch setzte sich der jüngere auf eine schmucklose Bank an der Wand! Die spartanische Einrichtung des Büros entsprach genau der Zweckmäßigkeit und Funktionalität aller cardassianischer Räume, sei es auf Raumstationen, wie dieser hier, auf Raumschiffen oder in den festen Behausungen auf den cardassianisch besiedelten Planeten. Alles ist auf Effektivität ausgerichtet. Der Ressourcenmangel, der vor vielen Generationen die ehemals spirituellen Cardassianer dazu zwang, ihre angestammte Lebensgewohnheit zu ändern, zeigte sich immer noch in Sparsamkeit, maximierter Ausschöpfung aller sich bietenden Möglichkeiten und Verzicht auf jeglichen Luxus.

Berichte!

Die kurzen, gebellten Befehle ließen die große Anspannung des Gul`s erkennen. Noch ehe sein Sohn zu sprechen begann, nahm er seine „Wanderung“ wieder auf.

Unsere geheimen Sensoren entlang dem Boriascluster zeigen uns den Anflug eines schweren Kreuzers der Förderation! Noch befindet er sich auf Förderationsgebiet, aber alle Anzeichen deuten darauf hin, dass es sich um das von uns erwartete Schiff handelt! Es fliegt allein! Entsprechen unserer Vereinbarung liegen zwei Kreuzer der Galor-Klasse auf unserer Seite bereit, um das Förderationsschiff sicher zu eskortieren! Die Schiffe warten darauf, von der Förderation gerufen zu werden!

Ohne in seinem Auf- und Abschreiten innezuhalten, reagiert Gul Farak auf die Meldung seines Sohnes.

Also gut! Wie die Menschen sagen: Die Steine sind im rollen! Sorge dafür, dass die Commander auf unseren Kreuzern ihre Finger von den Phasern und Torpedos lassen. Mit Einfliegen dieses Förderationskreuzers in unseren Raum ändert sich der Status dieses Sektors. Von dem Zeitpunkt an ist alles hier neutrale Zone und der Admiral auf dem Föderationskreuzer ist der Oberbefehlshaber der Station und dieses Raumsektors. Wenn er hier eintrifft, werde ich ihm die Station offiziell übergeben und alle cardassianischen Einheiten werden sich in den Nachbarsektor zurückziehen. Alle bis auf eine!

An dieser Stelle macht der Gul eine Pause. Er sieht seinen Sohn an und seufzt bevor er fortfährt.

Hiermit unterstelle ich Dich mit Deinem Schiff dem Befehl dieses Förderationsadmirals! Du wirst meine Augen, meine Ohren und mein Sprachrohr auf der Station sein! Du erhältst den Status eines Verbindungsoffiziers und wirst allen Befehlen folge leisten, so widersinnig sie für Dich auch sein mögen! Du befolgst die Befehle, als kämen sie von mir! Denke stets daran, dass uns eine Allianz mit der Förderation verbindet, die unser und deren Überleben sichern soll. Lerne von ihnen und bringe Dein Wissen ein. Du bist mit diesem Raumsektor vertraut, also lasse sie davon profitieren. Hast Du noch Fragen?

Der junge Cardassianer war aufgesprungen und hatte militärische Haltung angenommen, genau wie er es in der Grundausbildung seiner militärischen Laufbahn gelernt hatte. Ihm war sofort bewusst, welche enorme Verantwortung ihm sein Vater damit aufbürdete, aber er freute sich auch darüber, denn es zeigte ihm, dass sein Vater absolutes Vertrauen in ihn und seine Fähigkeiten legte. Und der Gul wiederum war stolz auf seinen Sohn, denn er konnte sich beim besten Willen keinen besseren vorstellen, der (in Anlehnung an eine alte Erdenmythologie) den Ölzweig des Friedens überbringen sollte. Die Auswahl seines Sohnes sollte der Förderation auch beweisen, wie wichtig die Cardassianer dieses Bündnis nehmen. Er beneidete seinen Sohn um die Aufgabe des Mittlers zwischen ihren Welten. Er wusste aber auch, dass er immer bereit sein würde, dieses Bündnis und damit auch seinen Sohn, zu beschützen.

Nein, ich habe keine Fragen!

Noch einmal seufzte der Gul.

Ich wünsche Dir viel Erfolg!

Damit trat er hinter seinen Schreibtisch, blickte zum Fenster hinaus und bedeutete damit seinem Sohn, dass die Unterhaltung beendet sei. Dieser ließ eine extra zackige Kehrtwendung folgen und verließ das Büro. Sofort begab er sich zu seinem Schiff, um die Befehle seines Vaters auszuführen!

Wieder knarrte die Stimme des Gul`s durch das Interkomm.

Ops?

Ja mein Gul?

Das Schiff meines Sohnes hat seine Befehle und hiermit Startfreigabe!

Zu Befehl!



Re: Kapitel 1

Verfasst: Di 4. Okt 2011, 22:34
von Liam Taggert
Föderationskreuzer U.S.S.Renaisance

Da lagen sie vor ihnen. Zwei riesige gelbe Skorpione, bereit, ihr tödliches Gift zu verteilen. Dazwischen ein kleiner gelber Urzeitkrebs. Und nichts deutete auf eine Regung hin.

Der diensthabende weibliche Kommunikationsoffizier dreht sich langsam vom Hauptbildschirm zu Admiral Reyeon um.
„Sir, was sollen wir tun?“

„Immer mit der Ruhe Fähnrich! Die haben uns zu dieser Party eingeladen, also werden wir auf die Begrüßung warten.“ Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und er legte den Kopf etwas auf die Seite. „Schilde bleiben unten und die Hände weg von den Waffen!“

Ein schneller Blick zur Seite ließ ihm die gedrungene Gestalt seines Captains ins Blickfeld rutschen. Dieser nagte an seiner Unterlippe. Ein kleines Lächeln huschte über das Gesicht des Admirals. Er mocht diesen Captain, ein sehr fähiger Soldat, brillianter Schiffsführer und Stratege, aber auf Grund seiner offenen Art kein guter Diplomat und ein lausiger Pokerspieler. Sie dienten schon seit mehr als 30 Jahren zusammen und waren aneinander gewöhnt. Das Lächeln des Admirals wurde noch breiter. Dieser Captain ergänzte ihn mit seinen Fähigkeiten, wie eine gute Ehefrau, unauffällig und treu. „Voller Stop!“

„Aey, voller Stop!“

Reyeon mußt wieder lächeln. Die Brückenbesatzung war sehr gut aufeinander eingespielt. Auch wenn mittlerweile einige junge Köpfe nachgewachsen sind, wirkte sie wie aus einem Guss. Jeder Einzelne von ihnen war aufs Genaueste von ihm unter die Lupe genommen worden und einige schon seit ihrer Zeit auf der Akademie in seinem Focus. Er suchte sich häufig nicht die Besten der Jahrgänge aus, sondern die jungen Offiziere und Anwärter, die seiner Meinung nach am Besten in die Mannschaft passten. Natürlich kann man praktische Erfahrung durch nichts ersetzen, aber die entsprechenden Anlagen bei jedem von Ihnen waren zu erkennen. Und er bekam fast immer, wen er wollte.
Einen kurzen Augenblick huschten seine Gedanken in die Vergangenheit und seine Augen nahmen ebenso kurz einen stumpfen Ausdruck an. Er sah über 80 Gesichter vor sich, Gesichter, denen er nicht entfliehen konnte und wollte. Es waren Gesichter unter seinem Kommando, die in nur einem Augenblick ihr Leben gelassen hatten. Gesichter, hinter denen jeweils ein Leben und eine Geschichte gestanden hatte. Gesichter, deren Familien durch seine Hand vom Ableben ihrer Liebsten erfahren hatten. Gesichter, die sich in sein Hirn gebrannt hatten und in jeder Nacht diese eine Frage stellten: Warum? Er konnte diese Frage vorerst nicht beantworten! Aber er war ganz fest davon überzeugt, diesen Gesichtern eines Tages eine Antwort zu geben. Für die Förderation war das Warum geklärt. Seine damalige Flotte, die im Aufbau stand, verfügte über keine nennenswerten Schiffseinheiten, die die altersschwache Station hätten beschützen können. Ungeklärt ist aber dennoch die Frage, wie es überhaupt zu dieser Explosion hatte kommen können. Er hatte da immer noch ein ganz mieses Gefühl. Wenn er darauf einmal eine Antwort finden sollte, wäre es auch die Antwort auf das Warum. Auch die beiden anderen Überlebenen dieser Katastrophe waren heute mit an Bord seines Schiffes. Und diesen beiden Captains ging es in diesem Punkt nicht anders. Die Brücke des schweren Kreuzers war nicht so groß, daß sein gesamter Stab bei diesem jetzt vor ihnen liegendem historischen Ereignis mit in der ersten Reihe stehen konnten. Sie verfolgten das Geschehen auf den Monitoren im Konferenzraum. Aber er spürte sie beide neben sich, als würden sie dort stehen.

Der weibliche Fähnrich von der Com meldete sich: „Sir! Eine eingehende Transmission. Wir werden von dem Scoutschiff gerufen!“

„Auf den Schirm“

„Hier spricht Leutenant Farak vom 7.Orden der neuen cardassianischen Union! Hiermit unterstelle ich ihnen diese 3 cardassianischen Schiffseinheiten als Begleitschutz und Führung in dem für Sie neuen Raumgebiet. Gul Farak erwartet ihre Ankunft, um den Sektor und die Station offiziell an sie zu übergeben. Ich bitte sie, als offizieller Vertreter meines Vaters an Bord kommen zu dürfen!?“

Sieh an, ein typischer Vertreter der cardassianischen Rasse. Der Habitus, der Körperbau, der Körperpanzer cardassianischer Truppen und sogar die knappe militärische Meldung ließen auf cardassianische Effizienz schliessen. Reyeon erwischte sich mit einer hochgezogenen Augenbraue nach der Art der Vulkanier. Im nächsten Moment hatte sein Gesicht die Fassade des Diplomaten angenommen, die ihm immer so gute Dienste geleistet hatte und hinter der er seine wahren Gefühle so gut verstecken konnte.

„Erlaubnis gewährt! Renaissance ende!“

Er spürte förmlich das Knurren von Captain Liam Taggert im Konferenzraum. Dieser Offizier und einer der beiden Mitüberlebenden der Katastrophe von damals hasste die Cardassianer abgrundtief, denn sie waren für das harte persönliche Schicksal seiner Familie verantwortlich und der Grund für seinen Eintritt in die Sternenflotte. Er konnte sich auch gut dessen Freund Captain Sam Mephyu, den anderen Überlebenden der Explosion von „Atlantis“ vorstellen, wie er in diesem Augenblick beruhigend die Hand auf Taggerts Schulter ruhen ließ.

„Captain Mephyu und Captain Taggert, treffen sie mich bitte in Transporterraum 1.“

„Aye Sir!“

Transporterchief, lassen sie das Deckpersonal antreten. Es wird eine Seite geblasen!“

„Aye Sir!“

Dann wand er sich „seiner Ehefrau“ zu. „Captain, Sie haben die Brücke!

„Aye Sir!“

...